Flugzeughallen 5 und 6 des ehemaligen Fliegerhorsts Cottbus

Flugzeughallen 5 und 6 des ehemaligen Fliegerhorsts Cottbus

Im Ersten Weltkrieg zeigte sich die Notwendigkeit, ein Flugfeld mit zugehöriger Infrastruktur teilweise auch an schwer zugänglichen Orten rasch auf- und auch wieder abbauen zu können. Hiervon angeregt, entwickelte Ottokar Paulssen ab Mitte der 1920er Jahre zunächst für die Firma Junkers und später für die Ostdeutschen Landwerkstätten zerlegbare Flugzeughangars. Deren Tragwerke setzten sich stets aus gleichförmigen Einzelbauteilen zusammen, die ohne maschinelle Hilfe über größere Strecken transportiert und vor Ort von angelernten Hilfskräften zusammengeschraubt werden konnten. Diese für die Hochmoderne typische Impuls, komplexe technische Bauten auf Basis rationaler Baukastenlösungen umsetzen zu wollen, zeigt sich besonders anschaulich an zwei baugleichen Flugzeughallen des ehemaligen Fliegerhorsts Cottbus.

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Flugzeughallen 5 und 6 des ehemaligen Fliegerhorsts Cottbus

Im Ersten Weltkrieg zeigte sich die Notwendigkeit, ein Flugfeld mit zugehöriger Infrastruktur teilweise auch an schwer zugänglichen Orten rasch auf- und auch wieder abbauen zu können. Hiervon angeregt, entwickelte Ottokar Paulssen ab Mitte der 1920er Jahre zunächst für die Firma Junkers und später für die Ostdeutschen Landwerkstätten zerlegbare Flugzeughangars. Deren Tragwerke setzten sich stets aus gleichförmigen Einzelbauteilen zusammen, die ohne maschinelle Hilfe über größere Strecken transportiert und vor Ort von angelernten Hilfskräften zusammengeschraubt werden konnten. Diese für die Hochmoderne typische Impuls, komplexe technische Bauten auf Basis rationaler Baukastenlösungen umsetzen zu wollen, zeigt sich besonders anschaulich an zwei baugleichen Flugzeughallen des ehemaligen Fliegerhorsts Cottbus.

Bauwerke

Die beiden Hangars entstanden 1934 im Rahmen einer Erweiterung des militärischen Teils des Cottbuser Flughafens. Dieser war bereits ein Jahr zuvor für die „Deutsche Verkehrsflieger-Schule“ (eine Tarnorganisation der offiziell verbotenen Luftwaffe) eingerichtet worden. Beide Hallen verfügen über einen korbbogenförmigem Querschnitt und überdecken stützenfrei eine Grundfläche von 30 x 31,50 m. Die Flugzeughalle 5 ist auf drei Seiten von eingeschossigen Anbauten umgeben, ihr Zwillingsbau wurde 2004 demontiert und 2010–12 ohne Anbauten auf dem Gelände des Military Aviation Museum im amerikanischen Virginia Beach wieder aufgestellt.

Konstruktion

Bei den Bauwerken handelt es sich um zerlegbare „OLA-Hallen“, denen ein 1932 in Deutschland zum Patent angemeldetes System zugrunde lag. Ihre Haupttragelemente sind über bogenförmige Stahlbinder, die aus je zwei parallel verlaufenden Stabscharen gebildet werden. Stöße und Mitten der mit Schrauben verbundenen Stäbe sind dabei in den beiden Scharen jeweils gegeneinander verschoben. Im bodennahen Bereich bestehen die Stabzüge aus Blechlamellen mit U-Querschnitt, darüber sind sie aus Winkelprofilen fachwerkartig aufgelöst. Gemeinsam mit ebenfalls zusammengeschraubten Oberpfetten tragen sie ein Blechdach. Auskreuzungen und ein liegender Fachwerkträger über der Toröffnung übernehmen die Aussteifung.

Zukunft

Bis zur Schließung des Flugplatzes im Jahr 2003 waren beide Hallen kontinuierlich genutzt worden. Der bald darauf nach Amerika translozierte Hangar 6 dient heute der Präsentation deutscher Militärflugzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Sein in Cottbus verbliebenes Gegenstück bot seither vielfältigen temporären gewerblichen und kulturellen Nutzungen Platz. Langfristig soll er in den im Aufbau befindlichen Technologie- und Industriepark Cottbus eingebunden werden. (RM)

Eckdaten

Lage Hangar 5:Levinestraße, 03044 Cottbus
Lage Hangar 5::
Lage Hangar 6:
Levinestraße, 03044 Cottbus:
Princess Anne Rd, Virginia Beach, VA 23457, Vereinigte Staaten
Lage Hangar 5::
Bauzeit:
Levinestraße, 03044 Cottbus:
1934
Lage Hangar 5::
Tragwerksplanung und Ausführung:
Levinestraße, 03044 Cottbus:
Ola Ostdeutsche Landwerkstätten GmbH, Berlin (Ottokar Paulssen)
Lage Hangar 5::
Denkmalstatus:
Levinestraße, 03044 Cottbus:
Hangar 5 ist Bestandteil des seit 2000 denkmalgeschützten Bauensembles „Flugplatz Cottbus-Nord“, für Hangar 6 wurde 2003 der Denkmalschutz aufgehoben.

Bildmaterial

Zum Weiterlesen

Otto Blunck: „Umbau der Sternbrücke in Altona“. In: Stahl und Eisen 47 (1927), Nr. 6, S. 235
Sven Bardua: Brückenmetropole Hamburg. Baukunst – Technik – Geschichte bis 1945 (Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs; 25). Hamburg 2009, S. 20f., 157
Werner Lorenz: „Von der Notwendigkeit des Weiterbauens“. In: Eva Maria Froschauer u.a. (Hg.): Vom Wert des Weiterbauens (Kulturelle und technische Werte historischer Bauten; 4). Basel 2020, S. 117–132

Zum Weiterlesen

Ottokar Paulssen: „Grundlagen des Leichtbaues“. In: Stahl und Eisen 56 (1936), Nr. 4, S. 81–86
Hans-Peter Arlt: Der Heeresflugplatz Cottbus und dessen Umnutzung. Masterarbeit, BTU Cottbus, 2002

Weblinks

Filmaufnahme zur Wiederaufstellung von Hangar 6 in Virginia Beach (https://www.youtube.com/watch?v=tgnTq08B6YI)

Weitere Informationen und Bildmaterial Zum Zeitstrahl