Ganzheitliche Bewertung stählerner Bahnbrücken (A2)

Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne
Grundlagen für eine ganzheitlich begründete Entscheidungsfindung zwischen Instandsetzung und Erneuerung

Das Upgrade des Schienennetzes der Deutschen Bahn in Hinblick auf die wachsenden Anforderungen im Rahmen der Verkehrswende ist das wichtigste Vorhaben der deutschen Infrastruktur-Entwicklung im kommenden Jahrzehnt. Die angestrebte Modernisierung betrifft unmittelbar auch den noch immer großen Bestand der seit Ende des 19. Jahrhunderts errichteten stählernen Bahnbrücken, die zwischenzeitlich oft ihre nominelle Lebensdauer erreicht haben.
Insbesondere im Denkmalbereich wird die Entscheidung über Erneuerung oder Instandsetzung bzw. Ertüchtigung in der Regel auf Grundlage von vergleichenden Bewertungsmatrizen gefällt, in die bislang nahezu ausschließlich technische und wirtschaftliche Kriterien einfließen. Baukulturelle oder ökologische Kriterien hingegen bleiben unberücksichtigt oder werden allenfalls pauschal miteinbezogen.
Zum einen fehlen für eine angemessene Berücksichtigung auch der letztgenannten Kriterien verlässliche Grundlagen, zum anderen lassen sich die quantitativ fixierbaren Bewertungen im technischen und wirtschaftlichen Bereich bislang kaum mit den eher qualitativen Bewertungen insbesondere im baukulturellen Bereich vergleichen.Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt darauf ab, Grundlagen für eine belastbare Methodik zur ganzheitlichen Bewertung stählerner Bestandsbrücken bereitzustellen, in der alle vier genannten Kriterien angemessen und vergleichbar Berücksichtigung finden. Im Fokus steht nicht die Bewertung bestehender Brücken, sondern eine zentrale Schnittstelle in deren Gebrauchsgeschichte – die zu einem bestimmten Zeitpunkt anstehende Entscheidung über Erhalt oder Erneuerung. Es geht nicht um das Produkt Bauwerk, sondern um den Prozess der Entscheidungsfindung zwischen diesen grundlegenden Optionen.
Für die Dimensionen Technik, Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Baukultur werden zunächst vergleichbare Bewertungsschlüssel entwickelt, die dann in einem Gesamt-Bewertungssystem zusammengeführt werden. Der erste Schwerpunkt liegt dabei auf der Präzisierung und Aufbereitung der ökologischen und baukulturellen Kriterien durch inhaltliche und konzeptionelle Erweiterung vorhandener Bewertungsansätze.

Einen zweiten Schwerpunkt bildet die vergleichende Formulierung eines möglichst leistungsfähigen Gesamt-Bewertungssystems. Für dieses werden zwei Varianten entwickelt, die sich im dritten Schwerpunkt in Fallstudien an konkreten Brückenbauprojekten der DB Netz AG erproben, vergleichen und zuschärfen lassen. Die gewonnenen Erkenntnisse eröffnen die Möglichkeit für die Implementierung eines fundierten Bewertungssystems und darauf aufbauend angemessener Handlungsstrategien in Routinen der Praxis.Die Projektbearbeitung erfolgt in Zusammenarbeit zwischen der Honorarprofessur Bautechnikgeschichte der BTU Cottbus-Senftenberg (Werner Lorenz) und dem Lehr- und Forschungsgebiet Umweltverträgliche Infrastrukturplanung der Bergischen Universität Wuppertal (Felix Huber)

Publikationen

  • Werner Lorenz, Clara Jiva Schulte et al.: Bahnumbauten und stählerne Eisenbahnbrücken in Chemnitz und Hannover um 1900. In: Stahlbau (Early View, 03.05.2024) (mit Johanna Monka-Birkner, Moritz Reinäcker, Christina Krafczyk und Steffen Marx)
  • Werner Lorenz, Clara Jiva Schulte: Vom Wert des Alten. In: DB InfraGO AG (Hg.): Eisenbahnbrücken Revitalisierung (2024), S. 32-42
  • Clara Jiva Schulte: Historische Brücken aus Stahl: Erneuern oder erhalten? In: Industriekultur 30 (2024), Nr. 1, S. 20-22

Vorträge

  • 23.04.2021, Online, „Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne“. Impulstreffen des SPP 2255 (Clara Jiva Schulte)
  • 02.06.2021, BTU Cottbus-Senftenberg, „Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne – Vorstudie: Sternbrücke Hamburg“. Doktoranden-Kolloquium des DFG-Graduiertenkollegs 1913 Kulturelle und Technische Werte historischer Bauten (Clara Jiva Schulte)
  • 16.09.2021, LDA Hannover, „Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne“. Vorstellung des aktuellen Bearbeitungsstands im Rahmen des 1. Clusterworkshops (Clara Jiva Schulte)
  • 22.10.22, TU Dresden, „Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne“, Vorstellung des aktuellen Bearbeitungsstands im 2. Workshop des Clusters Eisenbahnbrücken im SPP 2255 (Clara Jiva Schulte)
  • 22.10.2022, TU Dresden, „‚The aim of conservation is to retain the cultural significance of a place.‘ Grundlagen einer denkmalgerechten Intervention an Bahnbrücken”, 2. Workshop des Clusters Eisenbahnbrücken im SPP 2255 (Werner Lorenz)
  • 24.06.2022, ETH Zürich, Leitung des Panels „Praxis Transformation“, Fachtagung Eisenbahndenkmalpflege (Werner Lorenz)
  • 16.09.2022, Berlin, „Neue Umbaukultur – auch für Brücken?“. Impulsvortrag im Rahmen des Tags der Umbaukultur der Bundesstiftung Baukultur (Werner Lorenz)
  • 11.11.2022, LDA Hannover, „Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne“. Vorstellung des aktuellen Bearbeitungsstands im 3. Workshop des Clusters Eisenbahnbrücken im SPP 2255 (Clara Jiva Schulte)
  • 18.01.2023, BTU Cottbus, „Stählerne Bahnbrücken als Erbe der Hochmoderne – EÜ Augustusburger Straße, Chemnitz“ DFG-Graduiertenkolleg 1913 Kulturelle und Technische Werte historischer Bauten (Clara Jiva Schulte)
  • 06.07.2023, TU Braunschweig, “Shifting Values – Neue Maßstäbe für die Entscheidung zwischen Rückbau und Ertüchtigung von Bahnbrücken”, Denkwerkstatt Hochmoderne Ertüchtigen des SPP 2255 (Clara Jiva Schulte)
  • 14.-15.02.2024, TU Dresden, Workshopleitung “Lebensdauerverlängerung von Brücken im Bestand”, TU Dresden x DB InfaGO Workshop zum grünen Bauen in Infrastrukturprojekten (Clara Jiva Schulte mit Conrad Pelka und Thomas Riedel)
  • 16.05.2024, Magdeburg, “Stählerne Bestandsbahnbrücken – Ganzheitlicher Variantenvergleich zwischen Erneuerung und Erhalt in einer frühen Planungsphase”, KIB-Symposium PTB-Ingenieure (Clara Jiva Schulte)
  • 05.06.2024, FH Potsdam, “100 Jahre und dann ist Schluss?! Eine kritische Betrachtung des Konzepts der technischen Nutzungsdauer im Eisenbahnbrückenbau”, Symposium Dauer und Vergänglichkeit, ibb (Clara Jiva Schulte)
  • 18.06.2024, Berlin-Tempelhof, “Eisenbahnbrücken als Denkmale – Prozesse, Projekte und regulatorische Hindernisse”, THFxDENKMAL 2024.1, Flughafen Tempelhof Berlin (Clara Jiva Schulte)

Veranstaltungen

  • 16.09.2021: LDA Hannover, 1. Workshop Eisenbahnbrücken, mit dem Cluster A und Vertreter*innen der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL)
  • 22.10.2021: TU Dresden, 2. TU Dresden, 2. Workshop Eisenbahnbrücken, mit dem Cluster A, Vertreter*innen der Deutschen Bahn, der Schweizer Bundes Bahn (SBB) und dem Sächsisches Landesamt für Denkmalpflege sowie externen Experten im Bereich Brückenbau
  • 11.11.2022: LDA Hannover, 3. Workshop Eisenbahnbrücken, mit dem Cluster A, Vertreter*innen der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VDL) und der DB Netz AG
  • 07.03.2023: TU Dresden, 4. Workshop Eisenbahnbrücken, mit dem Cluster A des SPP 2255, Vertreter*innen der VDL, SBB und DB Netz AG.
  • 04.07.2023: Braunschweig, Workshop „Common Ground #3“ der Promovierenden und PostDocs im SPP 2255.

Weitere Teilprojekte