Stahl- und Metallleichtbau in der DDR (C4)

Rekonstruktion und Analyse der baukonstruktionsgeschichtlichen Entwicklung des Stahl- und Metallleichtbaus in der DDR unter Zuhilfenahme des Modellbestands des „Metalleichtbaukombinats Leipzig“.

Der Leichtbau im konstruktiven Hochbau entspricht in seinen Prinzipien den zeitgenössischen Anforderungen nach ressourceneffizientem Konstruieren und hat sich als Baustein eines nachhaltigen Wirtschaftens bereits im Bauwesen der Hochmoderne etabliert. Die Pioniere der Adaption der Konstruktionsprinzipien des Werkstoff-, und Formleichtbaus für das Bauwesen sind mit großen Namen des Ingenieurbaus aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie Fritz Leonhardt, Konrad Wachsmann oder Frei Otto, verbunden und gelten in der Bautechnikgeschichte als gut erforscht.

Dem gegenüber liegen wenige Erkenntnisse über Planung, Ausführung und Vertrieb von marktgängigen Metallleichtbaukonstruktionen vor, die parallel in der DDR und der Bundesrepublik unter disparaten Rahmenbedingungen ab Ende der 1960er Jahren entwickelt wurden. Die einzigartige, unerforschte “Modellsammlung Niesky”, in der Kustodie der TU Bergakademie Freiberg, bestehend aus 78 Messemodellen des Metalleichtbaukombinats [sic] Leipzig (MLK, 1969-1989) inklusive begleitender Dokumente, ist Ausgangspunkt für ein interdisziplinäres Forschungsinteresse der Antragsteller in zwei Richtungen: Ziel ist die Rekonstruktion und Analyse des Stahl- und Metallleichtbaus in der DDR anhand des beherrschenden MLKs, um eine Verortung innerhalb des Koordinatensystems der jüngeren Bautechnik- und Konstruktionsgeschichte vornehmen zu können.
Dabei stellen sich Fragen nach der Zuordnung zu Konstruktionsschulen und deren Entwicklung mit Bezug auf die sich technisch und wirtschaftlich verändernden Randbedingungen, der Bewertung der zeitgenössischen Innovativität und Leistungsfähigkeit im Systemvergleich Ost-West und der Marktgängigkeit. Die Besonderheit dieses Ansatzes besteht darin, dass mit den Messemodellen Archivquellen vorliegen, die im Sinne einer Bestimmung einer Konstruktionsschule ein unmittelbares Medium der „Konstruktionssprache“ darstellen, das wesentliche distinktive Merkmale, wie bspw. Tragqualität/Tragverhalten oder Qualität der Verbindungen und der Werkstoffe, herausstellt, um die Wettbewerbsfähigkeit anschaulich adressieren zu können. Diese Perspektive ergänzt die ebenfalls vorgesehene klassische Auswertung von Planungsunterlagen und realen Bauten zielführend. Das Ziel und interdisziplinärer Leitgedanke des Projektes, die Bedeutung des Mediums „Modell“ nicht nur für ingenieurwissenschaftliche Disziplinen, sondern auch als gleichgewichtige historische Quelle und bedeutsames Kommunikationsmittel zu erforschen.
Zur Erfassung und Katalogisierung der Modelle aus den Jahren 1969 bis 1989 ist eine Auswertung entsprechender Archivalien, Zeitzeugenbefragungen und Materialuntersuchungen erforderlich, die Grundlage für eine kritische Beurteilung gebauter und noch heute stehender Bauwerke liefern. In der anschließenden Analyse unter industriearchäologischer Perspektive werden auf Grundlage der Modelle noch bestehende MLK-Bauwerke identifiziert und unter denkmalpflegerischen Aspekten gesichtet.
Einen Einblick in das Modell zum Palast der Republik, dessen bauliche Umsetzung nicht mehr erhalten ist, kann über das Video gewonnen werden.
Das erste Release der Datenbank zu der Verortung der MLK-Bauwerke mit der Stabnetzwerktonne »Typ Ruhland« und der darauf basierenden Turnhalle KT 60 L ist veröffentlicht und kann über die Karte eingesehen werden.

 

Projektbilder

Projektvideo

Projektkarte

Publikationen

  • Helmuth Albrecht, Andreas Benz, Volker Mende: „Großes Bauen, ganz klein. Die Modelle des VEB Metalleichtbaukombinats und das SPP-DFG-Projekt ‚Stahl- und Metallleichtbau in der DDR‘“, in: ACAMONTA 29 (2022), S. 143–145.
  • Annkathrin Heinrich, Volker Mende, Leonhard Wesche, Pedro Achanccaray: „Database of recorded serial manufactured MLK-buildings (GDR) (Release 1)“, in: Leopard / Forschungsdaten, 19.7.2022.
  • Leonhard Wesche, Annkathrin Heinrich, Sebastian Hoyer & Klaus Thiele: „Typisierte Stahlhallen – Ein Potenzial für nachhaltige Entwicklungen“, in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 42 (2022), Nr. 1, S. 72–77.
  • Paul Bellendorf, Richard Blum, Jens Fischer, Konrad Frommelt, Annkathrin Heinrich, Christian Louter, Johanna Monka, Tobias Nolteklocke, Franziska Rehde, Alexandra Schmölder, Peter I. Schneider, Thomas Schuetz, Mareike Stoeber, Ruth Tenschert: „Die Sendehalle Europe 1 in Berus: Ein Denkmal des Bauens in der Moderne“, in: Werner Lorenz, Roland May (Hg.): Bauen am Limit– Traditionen und Transformationen eines hochmodernen Leitbilds [Kulturerbe Konstruktion; 1], 2023. (Akzeptiert, noch unveröffentlicht)
  • Andreas Benz: „Wenn ‚Typ Berlin‘ auf ‚Typ Leipzig‘ trifft – Der Modellbestand des Metalleichtbaukombinats in Lehrveranstaltungen der Kustodie der TU Bergakademie Freiberg“, in: Gesellschaft für Universitätssammlungen in Deutschland (Hg.): Mitteilungen der AG Lehre, Berlin 2022. (Akzeptiert, noch unveröffentlicht)
  • Annkathrin Heinrich, Sebastian Hoyer, Klaus Thiele: „Typisierung im MLK-Fachwerkbinder – Ein Überblick“, in: Richard Blum, Iris Engelmann, Volker Mende (Hg.): Typisierte Tragwerke der DDR als historische Quellen der Ingenieurbaukunst [Forschungen zum baukulturellen Erbe der DDR, hg. v. Hans-Rudolf Meier], Weimar 2023. (Akzeptiert, noch unveröffentlicht)
  • Annkathrin Heinrich, Volker Mende, Antonia Zöllner, Sebastian Hoyer, Klaus Thiele: „Chances to preserve GDR buildings for the next generation. Serial manufactured MLK-steel buildings – Record and analyse“, in: Short Paper im Tagungsband ICOMOS-Konferenz CHNT 27 Wien, 2023. (Akzeptiert, noch unveröffentlicht)
  • Volker Mende: „Vom Typ zur Masse? Der VEB Metalleichtbaukombinat zwischen Plan und Baualltag“, in: Richard Blum, Iris Engelmann, Volker Mende (Hg.): Typisierte Tragwerke der DDR als historische Quellen der Ingenieurbaukunst [Forschungen zum baukulturellen Erbe der DDR, hg. v. Hans-Rudolf Meier], Weimar 2023. (Akzeptiert, noch unveröffentlicht)
  • Volker Mende, Annkathrin Heinrich: „Zink im Hochbau der DDR“, in: Industriekultur (2023), Nr. 2, S. 22-23.
  • Annkathrin Heinrich, Volker Mende, Sebastian Hoyer, Klaus Thiele: „Stahlleichtbauhallen der DDR mit Geschichte und Perspektive – Ein Bericht aus dem DFG-Schwerpunktprogramm ‘Kulturerbe Konstruktion’“, in: Stahlbau 92 (2023), Nr. 7, S. 398-406.
  • Annkathrin Heinrich, Volker Mende, Sebastian Hoyer, Klaus Thiele: „Material lightness in steel building construction, Lightweight construction in the GDR – aerated concrete“, in: Tagungsband Tenth Annual CHS Conference der Construction History Cambridge (2023), S. 607-619.
  • Annkathrin Heinrich, Volker Mende, Sebastian Hoyer, Klaus Thiele: „Typ Berlin und TBK 6000“, in: Tagungsband: Sechste Jahrestagung der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte Berlin, 2023. (Eingereicht/in Einreichung)
  • Helmuth Albrecht, Andreas Benz, Volker Mende: „Ein Skelett erzählt Stahlbaugeschichte – Das Konstruktionsmodell des „Palast der Republik“ im Bestand der Kustodie der TU Bergakademie Freiberg“, in: ACAMONTA 30 (2023), S. 90-91.
  • Andreas Benz, Volker Mende: „Der VEB Metalleichtbaukombinat – Stahlbau zwischen Planwirtschaft und Weltmarkt“, in: Tagungsband Workshop „Stahl auf neuen Wegen“ (2024) (in Redaktion)
  • Annkathrin Heinrich, Volker Mende, Helmuth Albrecht, Andreas Benz, Sebastian Hoyer, Klaus Thiele: „Modell und Original – Stahlleichtbau in der DDR“, in: Industriekultur 106 (2024), Nr. 1. (In Redaktion/Druck)
  • Volker Mende, Annkathrin Heinrich: „Ein Stück DDR auf dem Schulgelände – Nachhaltigkeit im Schulsport“, in: facetten 2023/2024 Magazin der Freien Waldorfschulen Magdeburg und Harzvorland (2024), S. 24-26. (In Redaktion/Druck)
  • Volker Mende: „Serielle Stahlleichtbauten auf dem Lande in der DDR“, in: Tagung DorfModerne II – Bauten der ländlichen Infrastruktur 1950-1980 (2024). (geplant)

Vorträge

Veranstaltungen

Weitere Teilprojekte