Kulturerbe Konstruktion

“Der Wert eines Baudenkmals beruht nicht allein auf seiner Erscheinung, sondern ebenso auf der Integrität all seiner Bestandteile, die es zu einem einzigartigen Produkt einer zeittypischen Bautechnik machen.”

ICOMOS Charta von Victoria Falls, 2003

Ende März 2019 beschloss der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Einrichtung des Schwerpunktprogramms „Kulturerbe Konstruktion – Grundlagen einer ingenieurwissenschaftlich fundierten und vernetzten Denkmalpflege für das bauliche Erbe der Hochmoderne“. DFG-Schwerpunktprogramme (SPP) eröffnen die Möglichkeit, zu einem wichtigen und aktuellen Themenfeld über eine Dauer von sechs Jahren einen bundesweiten Forschungsverbund zu finanzieren.

Im Zentrum des SPP „Kulturerbe Konstruktion“ stehen die Bauten der Hochmoderne (etwa 1880 bis 1970). Deren Denkmalwert bestimmen häufig bautechnische Charakteristika – die Konstruktion wird so zum eigentlichen Kulturerbe. Für dessen Bewertung als auch für seine Bewahrung fehlen bislang aber entscheidende bautechnikgeschichtliche, denkmaltheoretische und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen. Die Desiderate sind offensichtlich.

Das SPP reagiert darauf mit der Einrichtung eines disziplinübergreifenden Forschungsverbunds zu drei Themenfeldern:

Erfassen und Einordnen [Bautechnikgeschichte]

Im Fokus des Themenbereichs 1 stehen Querschnittsuntersuchungen zur Entwicklung charakteristischer Bauweisen und Konstruktionsarten der Hochmoderne und allen damit verbundenen Fragen. Kennzeichnend für die Projekte sind weniger Einzelstudien als vielmehr diachrone Arbeiten zu Hauptlinien und Innovationsschritten, vornehmlich bezogen auf den deutschsprachigen Kulturraum. Ziel ist die Präzisierung des bautechnikgeschichtlichen Koordinatensystems jener Epoche als unerlässliche Grundlage für eine belastbare Verortung und Bewertung des Kulturerbes Konstruktion und seiner Denkmale.

Erkennen und Bewerten [Denkmalpflege]

Der Themenbereich 2 orientiert auf die Erarbeitung und Vermittlung von leistungsfähigen Ansätzen, Gütekriterien und Methoden für die denkmalkundliche Bewertunghochmoderner Bauten und ihrer komplexen Strukturen, die die bautechnischen Dimensionen in ihrer ganzen Vielfalt einbeziehen. Denkmaltheoretische und bautechnikgeschichtliche Kriterien sind dabei ebenso zu beachten wie gesellschaftliche oder fachspezifische Wertbildungsprozesse, die der Inwertsetzung von Denkmalen aus dem Zeitraum von etwa 1880 bis 1970 vorausgehen.

Erhalten und Entwickeln [Bauingenieurwesen]

Aufbauend auf einem auch technisch reflektierten Denkmalbegriff, fließen im Themenfeld 3 denkmalfachliche und ingenieurwissenschaftliche Methoden zusammen. Übergreifendes Ziel ist hier die Erarbeitung und exemplarische Verifikation vernetzter Handlungsstrategien für Erhalt und Weiterentwicklung des hochmodernen Kulturerbes.

Das DFG-Schwerpunktprogramm 2255 „Kulturerbe Konstruktion“ erstreckt sich über zwei Förderphasen mit jeweils drei Jahren Förderdauer. Neben einem Koordinationsprojekt umfasste es in der ersten Förderphase (2021–2023) elf Teilprojekte, deren interdisziplinäre Teams insgesamt 26, zum Teil eng miteinander verzahnte Forschungsvorhaben durchführten. In der zweiten Förderphase (2024–2026) widmen sich acht Teilprojekten insgesamt 19 Forschungsunternehmungen, die teils Fragen aus der ersten Förderphase aufnehmen und weiterführen, teils neue Aspekte des Kulturerbes Konstruktion untersuchen.

Bisherige Meilensteine des SPP 2255:

Weitere Informationen zu den grundsätzlichen Zielen und Inhalten des SPP 2255 können Sie einer gekürzten Fassung des Initiativantrags entnehmen, die Sie hier herunterladen können.

Beispiele für Bauwerke aus der Hochmoderne