Die obertägigen Bauwerke des Rammelsbergs in Goslar – vom montanindustriellen Komplex zum Welterbe der UNESCO.
Das Erzbergwerk Rammelsberg ist bauliches Zeugnis der weit über tausendjährigen Geschichte des Bergbaus im Harz. Gemeinsam mit der Altstadt von Goslar und dem System der Oberharzer Wasserwirtschaft wird das Bergwerk mit seinen ober- und unterirdischen Bauwerken von der UNESCO als Welterbe-Stätte geführt. Der Rammelsberg steht zudem als Kulturdenkmal unter dem Schutz des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes.
Ziel des Projekts ist es, die obertägigen Bauwerke des Erzbergwerks in ihrem Bestand vollständig dreidimensional zu erfassen und damit erstmals die Baugeschichte der Anlage vollständig und vertieft zu rekonstruieren. Neu anzufertigende Laser-Scans des Baubestands sowie historische Bild- (Pläne, Fotografien…) und Textquellen diverser Archive werden dafür ausgewertet. Zur Baugeschichte des Rammelsbergs gehört nicht nur die Phase der montanindustriellen Nutzung, sondern auch die der musealen Präsentation, die mittlerweile zahlreiche Spuren im Bestand hinterlassen hat.
Aus der Dokumentation, der bauhistorischen sowie industriegeschichtlichen Einordnung der einzelnen Bauteile und der Rekonstruktion verlorener Bauten wird ein digitales Entwicklungsmodell der Anlage hervorgehen. Es macht die Geschichte der obertägigen Bauteile des Erzbergwerks Rammelsberg unmittelbar anschaulich und verdeutlicht die historischen und funktionalen Bezüge der bestehenden und verlorenen Bauteile untereinander. Zudem fungiert das Modell als „digitales Raumbuch“, das eine neue Grundlage für die Erhaltung und Fortentwicklung des Denkmals legt: systematische Instandhaltungsmaßnahmen und ggf. erforderliche Eingriffe können darin dokumentiert werden; für zukünftige Planungen können die spezifischen denkmalpflegerischen Anforderungen „bauteilscharf“ hinterlegt werden.
Das Projekt verfolgt damit einen interdisziplinären Ansatz: Architektur-, konstruktions- und industriegeschichtliche Fragestellungen zur Entwicklung und Bedeutung des Bergwerkskomplexes Rammelsberg werden ebenso verfolgt wie Fragen des denkmalpflegerischen Umgangs mit einem äußerst komplexen Objekt der Bergbaugeschichte. Gemeinsam mit den Fachleuten des NLD und in Abstimmung mit dem Eigentümer wird darüber hinaus ein Handlungsleitfaden konzipiert, der Teil des zukünftigen Masterplans zur Erhaltung des Rammelsbergs werden soll.
Im Ergebnis wird das Vorhaben mit weiteren Forschungsprojekten, die die unterirdischen Bauteile des Bergwerks erforschen, zu vernetzen sein – derzeit arbeitet das NLD mit seinem Referat Montanarchäologie an einem BMBF-Projekt zum Laser-Scanning des Grubengebäudes.
Über den Denkmalatlas Niedersachsen, mit dem das NLD derzeit (2020–24) das Verzeichnis der Kulturdenkmale Niedersachsens qualifiziert und online der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, ergibt sich eine Schnittstelle mit den weiteren Orten und Objekten des Welterbes im Harz und in der Stadt Goslar: Als kartenbasierte Darstellung sämtlicher Baudenkmale macht der Denkmalatlas räumliche Bezüge zwischen den einzelnen Anlagen unmittelbar anschaulich, auch archäologische Bodendenkmale können mit ihnen in Bezug gesetzt werden.
Projektteam
Für das Projekt bilden das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und das Institut für Bauwerkserhaltung und Tragwerke (ibt) der Technischen Universität Braunschweig eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe. Die Arbeitsgruppe arbeitet eng mit den Fachleuten der Stiftung Kulturerbe im Harz bzw. des Museums Besucherbergwerk Rammelsberg zusammen.
Weitere Mitarbeit
Dr.-Ing Yahya Ghassoun (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege)
E-mail: y.ghassoun@tu-bs.de