Tagung „Stahl auf neuen Wegen“

Stahl auf neuen Wegen: Historische Innovationsdiskurse, bautechnische Praktiken und denkmalpflegerische Herausforderungen der Hochmoderne

Stahl war in der Hochmoderne neben Stahlbeton nicht nur ein Baumaterial, dessen Materialeigenschaften es ermöglichten, bis dato für unmöglich gehaltene architektonische Visionen, bautechnische Neuerungen oder infrastrukturelle Systeme zu realisieren. In diesem Kontext wurde das Material darüber hinaus mit einer Symbolik konnotiert, die es systemübergreifend zu einem integralen Bestandteil des zeitgenössischen Fortschrittsversprechens machte.

Die zunehmende Verfügbarkeit dieses Materials, die sowohl durch technologische Innovationen und ein komplexes wissenschaftliches Netzwerk befeuert wurde, als auch von den politischen und ökonomischen Bedingungen bestimmt war, hatte zur Folge, dass damit die Professionalisierung und Spezialisierung, die sich in Unternehmen, Verbänden und Institutionen abzeichnete, wie die Diversifizierung von Produkten einherging. Heute haben eine Vielzahl der stählernen – häufig experimentell entwickelten – Relikte vergangener Fortschrittsnarrative ihre ursprüngliche Funktion verloren und befinden sich in einem kritischen Erhaltungszustand. Die Reflexion über ihre konstruktions-, architektur- und bautechnikgeschichtlichen Bedeutung scheint dringend geboten und angemessene Erhaltungsansätzen müssen entwickelt werden.

Im Fokus der Tagung wird das Baumaterial Stahl in der Hochmoderne stehen. In diesem Zusammenhang sollen Stahlbauwerke und die mit ihnen verknüpften Techniken und Praktiken analysiert werden. Es gilt, nach den sozialen, ökonomischen und kulturellen sowie den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Entstehungsbedingungen und den beteiligten Akteursnetzwerken zu fragen: Nach Planungs-, Produktions-, und Konstruktionsprozessen, Standardisierung, Normierung und Typisierung, Unikat und Serienprodukt, dem Anschub neuer Werkstoff- und Bau(teil)entwicklungen sowie auch den Gremien und Institutionen, die diese Entwicklungen organisierten.

Ein zweiter Fokus der Betrachtungen liegt auf den damit verbundenen denkmalpflegerischen Aspekten. Im Sinne einer Inventarisierung gilt es, den Denkmal- oder Quellenwert bestimmter Bauten oder auch Baugattungen aus Stahl in der Hochmoderne genauer zu charakterisieren. Lassen sich zudem grundlegende Innovations- und/oder Produktionsentwicklungen herausarbeiten, die für die Betrachtung der Wertigkeit von Objekten diskutiert werden können bzw. Beachtung finden sollten? Im Weiteren können auch Strategien zur Erhaltung, Sanierung oder Ertüchtigung solcher Bauten vorgestellt werden. Dabei soll es aber weniger um Erfahrungsberichte von Instandsetzungsmaßnahmen gehen, sondern vielmehr um eine übergreifende Auseinandersetzung beispielsweise mit typischen Mängeln, die vielleicht schon Teil des bauzeitlichen Entwurfs waren, heute unter aktuellen Nutzungsbedingungen jedoch spezifische Probleme hervorrufen.

Abbildungsnachweis: Hoesch Aktiengesellschaft Dortmund, Erzeugnisse unserer Werke und  Gesellschaften, 1965: Montanhistorisches Dokumentationszentrum  (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum  Bochum/Bergbau-Archiv (BBA) FP 535/1

Tagungsablauf

20.04.2023 – Tag 1: Bauen mit Stahl in Ost und West. Innovative Fertighäuser

und konstruktive Lösungen

14:00-14:10 Begrüßung durch Reinhold Bauer (Stuttgart)

14:10-16:10 Panel I (Chair: Reinhold Bauer)

14:10-14:40 Thomas Schuetz (Stuttgart) „Innovationssysteme und Innovationskulturen der deutschen Stahlindustrie“

14:40-15:10 Silke Haps (Bochum) „Stahl(verbund)fertighäuser der Firmen Hoesch und Krupp – ein Experiment des Bauwesens in der Hochmoderne?“

15:10-15:40 Tobias Nolteklocke (Wuppertal) „Neue Konstruktionsmaterialien, Chemische Industrie und Historische Materialforschung”

15:40-16:30 Kaffeepause

16:30 – 17:30 Panel II (Chair: Torsten Meyer (Bochum))

16:30-17:00 Richard Blum (Weimar) „Innovative Adaption – Raumfachwerke aus Stahl in der DDR“

17:00-17:30 Benjamin Schmid (Innsbruck) „Das Kräftemessen zwischen Kernspaltung und Stahlzellenverbundbauweise / Modellversuche für Sicherheitsbehälter von Kernkraftwerken in der DDR“

18:00-19:30 Abendvortrag: Isolde Parussel (Dortmund) und Philipp Schäle (Emishalden (Rot an der Rot)): „Wie zieht man ein Fertighaus um? Translozierung eines Hoesch-Stahlhauses – ein Werkstattbericht.“

 

21.04.2023 – Tag 2: Eine Welt aus Stahl. Erkunden, Bewerten, Erhalten

09:30-10:30 Einführungsvortrag (Chair: Helmut Maier (Wuppertal)) Joachim Schwarte (Stuttgart) „Eine Welt aus Stahl – Von der Innovation zur Ressource“

10:30-11:00 Kaffeepause

11:00-13:00 (Chair: Simon Paulus (Stuttgart))

11:00-11:30 Anke Fissabre & Evelin Rottke (Aachen) „Versteckte Stahlkonstruktionen im Sakralbau der Moderne“

11:30-12:00 Annkathrin Heinrich (Braunschweig) „Ansätze für eine denkmalpflegerische Bewertung von Typenstahlbauten der DDR“

12:00-12:30 Michael Hascher, Sabine Kuban und Júlia Tauber (Esslingen) „Denkmalpflegerische Herausforderungen hochmoderner (Stahl)Konstruktionen“

12:30-13:00 Abschlussdiskussion (Ltg: Thomas Schuetz)

13:00 Verabschiedung durch Thomas Schuetz

Die Tagung wird am 20. und 21. April 2023 in der Baden-Württembergischen Landesbibliothek (Konrad-Adenauer-Straße 10, 70173 Stuttgart) stattfinden. Bitte beachten Sie, dass aufgrund von Baumaßnahmen der Tagungsort am einfachsten über den Eingang in der Konrad-Adenauer-Straße zugänglich ist.

Eine Anmeldung ist für die Teilnahme nicht notwendig.

Weitere Veranstaltung

WORKSHOP ZUR CHANCENGLEICHHEIT IM SPP 2255 – “FRAUEN IN DER WISSENSCHAFT”

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 29. August 2023

In Bamberg trafen sich Bearbeiterinnen des SPP 2255 für einen zweitägigen Workshop zur übergeordneten Thematik der Chancengleichheit in der Wissenschaft unter der Leitung von Prof. Heather Hofmeister geleitet.

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Workshop Teilprojekte C3, C4, D1 und D2 – Hallen mit Stahltragwerken vor Ort: Erfurt

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 28. Oktober 2022

Zum Workshop „Hallen mit Stahltragwerken vor Ort – Erfurt“ trafen sich am 27.07.2022 Teilnehmende der Projekte Massenphänomen Gewerbehalle (C3), Stahl- und Metalleichtbau in der DDR (C4), Denkmal Raumfachwerk (D1) und Reallabor Cottbus – Bauweisenentwicklung in der DDR (D2) in der Stadt Erfurt.      
Als Experte für den Umgang mit DDR-Bauwerken und Diskussionspartner stand den Teilnehmenden Dipl.-Ing. Volker Mund, Geschäftsführer und Bauingenieur des Ingenieurbüros Bauen GmbH, zur Verfügung.

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Workshop Teilprojekte C2, C3, C4 und E4 – 3D-Digitialisierung. Grenzen der 3D Erfassung und Digitalisierung von komplexen Modellen

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 9. Oktober 2023

Der Workshop befasst sich mit den aktuellen Grenzen der 3D Erfassung und Digitalisierung von besonders komplexen und filigranen Objekten. Anlass ist die Herausforderung bei der Digitalisierung eines historischen Drahtseilmodells für die Olympiadachlandschaft in München. An diesem Modell zeigen sich exemplarisch Schwierigkeiten und Grenzen der digitalen Erfassung und Darstellung. Der projektübergreifende Austausch soll neue Möglichkeiten und Ansätze zur Digitalisierung dieser herausfordernden Objekte aufzeigen.

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Workshop Teilprojekte B2, C2 und D2 – “Netzwerk-Theorien”

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
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Am 25. November 2022 fand an der TU München ein eintägiger Workshop statt, der eine Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie und die Grenzen ihrer Anwendbarkeit in der bautechnikgeschichtlichen Netzwerkforschung zum Thema hatte. Er stand allen SPP-Mitgliedern offen und wurde von den Teilprojekten Brett- und Bohlenbinder (D2), Historische Betoninstandsetzungen (B2) und Messmodelle im Ingenieurbauwesen (C2) gemeinsam organisiert.

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Workshop Teilprojekt C1 – “Normen, Maße, Prozesse”

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 29. September 2022

Das Teilprojekt C1 veranstaltet einmal im Jahr Werkstattgespräche der Reihe “Der unvollendete Prozess als denkmalpflegerische Herausforderung. Das Experiment Fertighaus” zu Themen, die sich aus der aktuellen Recherche ergeben. Im Zentrum des Auftakt-Workshops stand die Betrachtung, wie sich Hersteller von Fertighäusern – darunter die genannten Stahlunternehmen – Normen im Bauwesen genähert haben. Geladen waren hierzu Forscher*innen, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema Normierung und Standardisierung im Bauen beschäftigen sowie Beteiligte aus der Praxis.

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Workshop Teilprojekt C1 – “NETZWERKE DES WISSENS”

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 29. September 2022

Das Teilprojekt C1 veranstaltet einmal im Jahr Werkstattgespräche der Reihe “Der unvollendete Prozess als denkmalpflegerische Herausforderung. Das Experiment Fertighaus” zu Themen, die sich aus der aktuellen Recherche ergeben. Im Zentrum des zweiten Workshops standen die Netzwerke, die zeitgenössisch zur Realisierung der Gebäude aufgebaut wurden. Geladen waren hierzu Kolleg*innen aus der Technik- sowie Bautechnikgeschichte, Denkmalpflege, der historischen Bauforschung, Architekturgeschichte und dem Bauingenieurwesen sowie der Geographie/den Geowissenschaften und des Geomonitorings.

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Workshop der Teilprojekte C3, C4, D1, D2 und E1 – Typisierte Tragwerke der DDR als historische Quellen der Ingenieurbaukunst

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 10. Oktober 2022

Die DDR hat auf der Grundlage von standardisierten Bauelementen hochgradig typisierte Tragwerke hervorgebracht, die wiederum in Typenbauten kombiniert wurden. Im Rahmen des Workshops steht das Phänomen der staatlich angeleiteten Bautypisierung auf ostdeutschem Gebiet im Mittelpunkt, wobei zur Kontextualisierung auch eine Betrachtung des westdeutschen Typenbaus erfolgt. Neben einem Einblick in Materialien, Konstruktionen und Entstehungsmechanismen wird abseits der klassischen Architektur- und Städtebaugeschichte die konstruktive Seite des Bauens in der DDR thematisiert und ihre Erhaltungswürdigkeit diskutiert.

Der Workshop findet vom 29.-31. 3. 2023 an der Bauhaus-Universität Weimar statt. Eine eintägige Exkursion am 31. 3. erkundet ausgewählte Typenbauten zwischen Weimar und Gera.

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Workshop Cluster D – „Leichte Dachtragwerke der Hochmoderne“

Kategorie: SPP Workshop, Veranstaltung
Verfasst am: 5. August 2021

Weimar – Bad Blankenburg – Erfurt
In Weimar trafen sich die Mitglieder der im Cluster D verbundenen Teilprojekte DENKRAUM (D1) und Brett- und Bohlenbinder (D2) zu einem zweitägigen Workshop an der Bauhaus-Universität. In Vorträgen und Diskussionen wurden gemeinsame Fragen und Themen der beiden Teilprojekte herausgearbeitet, gerade auch im Hinblick auf das aktuelle SPP-Jahresthema Bauen am Limit. Außerdem wurden Exkursionen zu interessanten Dachtragwerken der Hochmoderne in Weimar und Umgebung unternommen.

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