PRAXISPROJEKT “WAGENHALLE VOHWINKEL DER WUPPERTALER SCHWEBEBAHN: HERAUSFORDERUNGEN, MÖGLICHKEITEN UND PERSPEKTIVEN EINER DENKMALGERECHTEN ENTWICKLUNG”

Seit ihrer Erbauung um 1900 dient die Wagenhalle Vohwinkel der Abstellung, Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Schwebebahnwagen. Heute haben sich die betrieblichen Anforderungen an ein derartiges Bauwerk tiefgreifend verändert; auch attestierten statische Untersuchungen den stählernen Schwebeträgern ernste Ermüdungsprobleme und eine nur noch auf wenige Jahre begrenzte „Restlebensdauer“. Die Wuppertaler Stadtwerke planen deshalb, die bestehende Halle durch einen Neubau zu ersetzen und zugleich zu erweitern. Dagegen aber spricht der Denkmalwert des Bauwerks, ist dies doch der letzte noch im Original erhaltene und als Baudenkmal geschützte Teil der Gesamtanlage Schwebebahn.

Angestoßen durch eine Anfrage des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland richtete das SPP 2255 deshalb im August 2024 in Zusammenarbeit mit den Wuppertaler Stadtwerken ein Expertenhearing aus. Es zielte darauf ab, zunächst die Schwierigkeiten, die einer weiteren Nutzung des Bestands entgegenstehen, genauer zu analysieren, um dann eventuelle Möglichkeiten und Perspektiven für eine Weiternutzung auszuloten.

Zum Auftakt des Hearings erläuterte Dipl.-Ing. Florian Biegall (TÜV Rheinland InterTraffic) den aktuellen Planungsstand der Wuppertaler Stadtwerke und deren Beweggründe für einen Neubau. In der Folge griffen drei Präsentationen aus dem Kreis des SPP 2255 verschiedene Aspekte der Argumentation auf. Dr. Kirsten Angermann (Bauhaus-Universität Weimar) arbeitete den hohen Denkmalwert der Halle heraus, Prof. Dr.-Ing. Frank Walther (TU Dortmund) gab einen Einblick in die heutigen Möglichkeiten einer messungsbasierten Zustandserfassung (Condition und Structural Health Monitoring), Dr.-Ing. Oliver Mosig aus dem Büro von Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx (TU Dresden) schließlich unterwarf die vorliegende Ermüdungsberechnung einer kritischen Überprüfung; er kam zu dem Ergebnis, dass die allein schon aufgrund einer genaueren Berechnung erwartbare Lebensdauer des Stahltragwerks (mit bis zu 100 Jahren) offenbar signifikant höher liegt als bisher angenommen.

Im Ergebnis der durchaus kontroversen, aber stets konstruktiv geführten Diskussionen kamen die Teilnehmer überein, vor einer Entscheidung über das weitere Vorgehen zunächst im Verlauf des Winters zwei wichtige Fragen durch vertiefende Untersuchungen zu klären – eine bauforscherische Untersuchung zur Identifikation des noch vorhandenen bauzeitlichen Denkmalbestandes sowie ein Messprogramm zur Bestimmung der tatsächlichen (ermüdungsrelevanten) Auslastung des Tragwerks. Für das Frühjahr 2025 ist ein weiteres Treffen zur Bewertung der Ergebnisse und möglichen Konsequenzen für die weitere Planung vorgesehen.

Nach dem Hearing zur anstehenden Sanierung der markanten Stahltragwerke des Flughafens Tempelhof im Juni 2024 ist dies das zweite „Praxisprojekt“ des SPP 2255. Die Initiatoren danken den Wuppertaler Stadtwerken und deren Technischem Leiter Dr.-Ing. Christian Kindinger nachdrücklich für das Ausrichten der gelungenen Veranstaltung und die Bereitschaft, die bereits fortgeschrittenen Planungen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen.

Die Fotos entstanden bei einer Vorabbegehung im Juli 2024 (Foto Werner Lorenz).

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