Workshop der Teilprojekte C1 und C4 „Innovationsforschung und Bautechnikgeschichte“

Am 13. und 14. Januar 2023 organisierten die Teilprojekte C1 „Bauen mit Stahl“ und C4 „Entwicklung des Stahl- und Metallleichtbaus in der DDR“ einen gemeinsamen Workshop an der TU Bergakademie Freiberg. Ziel war es, eine Auswahl methodischer und theoretischer Ansätze zum Thema „Innovationforschung“ aus den Bereichen der Wissenschaft- und Technikgeschichte innerhalb des SPP zu diskutieren und so für die Bautechnikgeschichte zu erschließen.

Im Eröffnungsvortrag ging Karl-Eugen Kurrer (Berlin) der Frage nach, inwiefern die Trias aus Industrie, Verwaltung und Wissenschaft ein Innovationsmotor der Hochmoderne darstellt. Was auf der Mikroebene für Einzelpersonen gelte, zeige sich auch bei Akteursgruppen, die sich aus allen drei Ebenen zusammensetzen. So entsteht laut Kurrer im Ergebnis ein „Tetraeder der Technikwissenschaften“.
Anschließend erläuterte Helmuth Albrecht (TU Bergakademie Freiberg) die heuristischen Modelle ‚Dynamische Triple Helix‘ und ‚Sektorale Innovationssysteme‘. Letztere setzen den Schwerpunkt auf eine branchenspezifische Abhandlung unter Berücksichtigung der beteiligten Akteursgruppen und deren Lernprozessen wie anhand der historischen Laserforschung präsentiert.
Es folgte Helmut Maier (Universität Wuppertal) mit einer überblicksartigen Darstellung zu Forschung und Regulierung im Rahmen der Ressortforschung. In Bezug auf Wissenschaft, Staat und Politik wurde mit den Materialprüfungsanstalten der NS-Zeit ein Beispiel „nachgeordnet forschender Behörden“ präsentiert.

Vor dem Abendvortrag führte Helmuth Albrecht die Teilnehmenden durch die Altstadt Freibergs als Teil des UNESCO Welterbe „Montanregion Erzgebirge“.
Aufbauend auf der pointieren Darstellung der Disziplinbildung im Fall des Bauingenieurswesens setzte sich Thomas Hänseroth (TU Dresden) in der abendlichen Keynote mit dem Phänomen der Pfadabhängigkeit innerhalb von Expertenkulturen auseinander. Als Beispiele dafür zog er die Innovationskultur im Bau- und Maschinenwesen in der Hochmoderne heran.

Der zweite Tag stand im Zeichen der Frage der Anwendbarkeit methodischer und theoretischer Ansätze, vor allem der historischen Innovationsforschung auf die konkreten Forschungsprojekte innerhalb des SPP.
Unterfüttert wurde die Diskussion durch Beiträge von Thomas Schuetz und Reinhold Bauer (Universität Stuttgart). Schuetz stellte den Akteurs-Struktur-Ansatz nach Wolfgang König am Beispiel des gescheiterten MAN-Stahlhaus Projekts vor. Anschließend beschrieb Bauer anhand einer Reihe von Fallbeispielen, reguläre Entscheidungen im Fall gescheiterter Innovationen und stellte dar, wie dieser weitgehend ausgeblendete Aspekt eine Relevanz für die Bautechnikgeschichte hat.

Die Auseinandersetzung mit der Anwendbarkeit dieser und weiterer methodischer Ansätze auf Fragen der Bautechnikgeschichte diente dazu, die innerhalb des SPP laufenden Arbeiten hinsichtlich ihrer methodischen Ausrichtung zu reflektieren und sie so anschlussfähig an aktuellen gesellschaftliche und wissenschaftliche Debatten zu gestalten.

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