Workshop Cluster D „Leichte Dachtragwerke der Hochmoderne“

Am 26. und 27. August 2021 trafen sich die Mitglieder der im Cluster D verbundenen Teilprojekte DENKRAUM (D1) und Brett- und Bohlenbinder (D2) zu einem zweitägigen Workshop an der Bauhaus-Universität Weimar. Darüber hinaus wirkten mit Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier noch ein Vertreter des wissenschaftlichen Beirats des SPP 2255, mit Konrad Frommelt M.Sc. der Bearbeiter des assoziierten Forschungsprojekts Reallabor Cottbus (E1) und mit dem Abteilungsleiter der Unteren Denkmalschutzbehörde Erfurt, Dr.-Ing. Mark Escherich, ein ausgewiesener Experte für DDR-Architektur an dem Workshop mit.

Im ersten Teil des Workshops wurden in Vorträgen und Diskussionen gemeinsame Fragen und Themen der beiden Teilprojekte herausgearbeitet, gerade auch im Hinblick auf das aktuelle SPP-Jahresthema Bauen am Limit. Ein bestimmendes Kennzeichen der beiden im Zentrum der Untersuchungen stehenden Konstruktionsarten – bei Raumfachwerken genauso wie bei Nagelbrettbindern – ist der Wunsch nach möglichst hoher Effizienz, vor allem Materialersparnis. Die dahinterstehende Limitierung vonseiten der Wirtschaft, sei es die Mangelwirtschaft der DDR oder die Profitorientierung der BRD, kann als wesentliche Triebkraft der technischen Entwicklung angesprochen werden. Aufstellung und Entwicklung von Regelwerken erwiesen sich als weitere verbindende Elemente im Hinblick auf die Evolution der beiden Konstruktionsarten. Als besonders bemerkens- und lohnenswert für gemeinsame Forschungen wurde in diesem Zusammenhang die Abhängigkeit der Entwicklung der Konstruktionsarten vom Fortschritt der ihnen zugrunde liegenden Berechnungsmethoden erkannt – ein Thema, dem im Bereich der Bautechnikgeschichte bislang noch wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

Der zweite Teil des Workshops bestand aus Exkursionen zu interessanten Dachtragwerken der Hochmoderne in Weimar und Umgebung. Zwei große hochmoderne Holzkonstruktionen auf mittelalterlichen Kirchenbauten wurden mit dem in der direkten Nachkriegszeit über einem Trägerrost aus Stahlbeton wiederaufgebauten Dachwerk der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) sowie dem 20 Jahre später als „Westimport“ über dem Langhaus des Erfurter Doms neu errichteten Dachwerk besucht. Bei der 1972–74 in Weimar erbauten Universitätssporthalle „An der Falkenburg“ interessierte neben der originalen Raumfachwerkkonstruktion des Typs „Weimar“ auch eine in den 2010er Jahren durchgeführte Verstärkung. Vor Ort erläuterten Volker Mund vom Ingenieurbüro Bauen und Wolfram Bauer vom Ingenieurbüro Dr. Krämer die Genese und Ausführung ihres gemeinsam erarbeiteten Sanierungskonzepts, bei dem die Tragsicherheit eines neuen gedämmten Dachaufbaus auch unter Berücksichtigung aktueller Schneelastansätze gewährleistet werden soll. Mit der historischen Konferenzhalle der Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg wurde schließlich noch ein Bau aus der frühen Hochmoderne besichtigt, der sowohl in seiner Ausstattung als auch in seinem 1906 in nur 10 Wochen aufgeführten Bogenbindertragwerk noch einen bemerkenswerten Anteil original erhaltener Substanz aufweist.

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