Workshop Teilprojekte C3, C4, D1 und D2 “Hallen mit Stahltragwerken vor Ort – Erfurt”

Eine Auswahl an Forschungsprojekten im SPP „Kulturerbe Konstruktion“ beschäftigt sich mit Stahltragwerken in Deutschland der Hochmoderne. Dabei erforschen die jeweiligen Bearbeitenden unterschiedliche Schwerpunkte.

Zum Workshop „Hallen mit Stahltragwerken vor Ort – Erfurt“ trafen sich am 27.07.2022 Teilnehmende der Projekte Massenphänomen Gewerbehalle (C3), Stahl- und Metalleichtbau in der DDR (C4), Denkmal Raumfachwerk (D1) und Reallabor Cottbus – Bauweisenentwicklung in der DDR (D2) in der Stadt Erfurt.
Als Experte für den Umgang mit DDR-Bauwerken und Diskussionspartner stand den Teilnehmenden Dipl.-Ing. Volker Mund, Geschäftsführer und Bauingenieur des Ingenieurbüros Bauen GmbH, zur Verfügung.

In Erfurt findet aktuell die Umgestaltung und Sanierung einer Großsporthalle der Universität Erfurt statt. Dabei wurde die Unterdecke entfernt, sodass sowohl das Dachtragwerk weitestgehend freigestellt worden ist, als auch die Lasten auf die Dachkonstruktion reduziert wurden. Es handelt sich bei der Dachkonstruktion um ein Raumtragwerk des VEB MLK, siehe hierzu Stahl- und Metalleichtbau in der DDR.
Neben der relevanten Dachkonstruktion wurde ein tragendes Fensterband verbaut, das Auflasten aus den sich darüber befindenden Gassilikatplatten der Fassade erhält. Bei den Sanierungsmaßnahmen musste dieses berücksichtigt und abgefangen werden.
Die Halle wurde als Typenbauwerk entworfen und für diesen Standort 1985 angepasst. Im Jahr 2016 entstanden erste Sanierungsentwürfe; im Jahr 2022 startete deren Umsetzung, begleitet durch Herrn Mund.

Das zweite besichtigte Bauwerk ist die ehemalige Produktionshalle des Thüringer Stahlbaus Erfurt und damit des dortigen VEBs. Die Stahlkonstruktion des Dachtragwerks umfasst Fachwerkbinder mit Spannweiten von 50 Metern. Dieses Bauwerk wurde vor der Teilung Deutschlands erbaut.
An der Hallenkonstruktion wurde seitdem, neben der Ergänzung von Kipphalterungen, nichts verändert. Lediglich die Ausstattung, wie die der Kranbahn, wurde angepasst.

Zuletzt besichtigten die Teilnehmenden, begleitet von Frau Katja Laurenat, Objektmanagerin im Amt für Gebäudemanagement der Landeshauptstadt Erfurt, die Turnhalle der Staatlichen Gemeinschaftsschule.
Das Bauwerk stellt eine „GT 60 L“ mit ebenfalls einem Raumtragwerk dar. Spannend ist hierbei die Stab-Anordnung im Hinblick auf deren verschiedenen Querschnitte sowie Blechdicken. Zudem sind die Stützen so unter dem Tragwerk angeordnet, dass die eine Längsseite einen Kragarm darstellt.
In dieser Halle fanden bisher nur kleine Sanierungsarbeiten, wie der Bau der Prellwand, der Lüftungsanlage sowie der Ergänzung des Dachaufbaus und der Austausch des Bodens, statt. Der Zustand der Dachkonstruktion erfordert aktuell keine weiteren Sanierungsmaßnahmen; im Zusammenhang mit dem Einsturz der Eislauf- und Schwimmhalle Bad Reichenhall erfolgte eine aber Überprüfung der Tragfähigkeit.
Herr Mund berichtete von anderen Hallen dieses Typs, deren Stützen mit Zugbändern ertüchtigt werden mussten.

Der Workshop diente als Anlass, diese Konstruktionsform eingehend zu diskutieren und ihre Verwendung in den Großhallen in der DDR anzusprechen. Die besichtigten Gebäude können als Lern- und Lehrobjekt für die Teilnehmenden herangezogen werden.

Die Antragstellenden für den Workshop „Hallen mit Stahltragwerken vor Ort – Erfurt“ waren Leonhard Wesche und Volker Mende vertreten durch Annkathrin Heinrich. Weitere Teilnehmenden waren Pedro Achanccaray Diaz, Richard Blum, Mena Abdelnour und Konrad Frommelt.

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